Pflanzengifte und Pflanzengiftstoffe
 

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Was tun bei einer Vergiftung ?
  3. Synonyme Bedeutungen (Pflanzenschutzmittel)
  4. Die stärksten Pflanzengifte
  5. Warum sind Pflanzen giftig ?
  6. Arten, Beispiele, Wirkung
    1. Alkaloide
    2. Alkinole
    3. Allergene
    4. Digitaloide (Digitalisglykoside, Herzglykoside)
    5. Furocumarine
    6. Glykoside (Glycoside)
    7. Lektine (Lectine)
    8. Saponine
    9. Scharfstoffe
    10. Terpene
    11. Tropane (Tropanole)

Definition

Was sind Pflanzengifte ? Mit dem Begriff "Pflanzengift" (englisch: plant toxin) sind in diesem Lexikon Inhaltsstoffe von Pflanzen gemeint, die für den Menschen giftig sind.

Sei es, dass sie über die Atmung (inhalativ), die Haut (dermal) oder den Mund (oral) aufgenommen werden.

Nach dieser Definition können dabei Blätter, Blüten, Beeren/Früchte, Rinde, Samen und Wurzeln der Pflanze Pflanzengifte enthalten.

Als Pflanzen-Arten für Pflanzengifte kommen in der Botanik Bäume (Giftbäume), Blumen (Giftblumen), rohe Gemüse-Sorten, Kräuter (Giftkräuter), Stauden oder Sträucher (Giftsträucher) in Frage.

Doch nicht nur Samenpflanzen können Pflanzengifte enthalten, sondern auch bestimmte Farne und Flechten.

Vergiftungen von Menschen mit Moosen, die nicht mit Umweltgiften kontaminiert wurden, sind bislang unbekannt.1

Entscheidend für die Giftigkeit (Toxizität) verschiedener Inhaltsstoffe einer Pflanze ist die Dosis bzw. Konzentration, die individuelle Konstitution (Alter, Gene, Körpergewicht) des Gift-Aufnehmenden.

Ebenso von Bedeutung ist die Art der Aufnahme über die Atmung, die Haut oder den Mund.

Aus diesen Gründen verläuft die Grenze zwischen Giftpflanzen und Heilpflanzen bzw. Heilkräutern oft fliessend:

So werden Pflanzengifte wie Atropin oder Digoxin / Digitoxin in sehr geringer Dosis zum Herstellen von Medikamenten / Arzneimitteln in der Medizin angewendet.

Zu beachten ist, dass es zahlreiche giftige Pflanzen mit Substanzen gibt, die nur für Tiere wie z.B. Hunde, Katzen, Pferde oder Vögel mit (tödlichen) Vergiftungen verbunden sind (z.B. Avocado, Kakao, Zwiebeln).

Ebenso gibt es Pflanzen, deren Pflanzengifte bei Tieren eine größere Vergiftung bewirken als bei Menschen (z.B. Yucca-Saponine).

 

Traditionelles Gift-Symbol mit Totenkopf auf gekreuzten Knochen und weissem Hintergrund
Traditionelles Gift-Symbol
Giftsymbol nach EU-Richtlinie 67/548/EWG mit Totenkopf auf gekreuzten Knochen und orangem Hintergrund
Giftsymbol nach EU-Richtlinie (67/548/EWG)

 

Das orange Gefahrensymbol für sehr giftige bzw. hochgiftige Stoffe nach der EU-Richtlinie hat zusätzlich zum obigen orangen Gefahrensymbol für giftige Substanzen im oberen linken Rand die Ergänzung T+ (für T = toxic substances).

 

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Was tun bei einer Vergiftung ?

Wenn der Verdacht auf eine akute Vergiftung durch Pflanzengifte oder Vergiftungssymptome bestehen, dann sollte umgehend eine Giftzentrale kontaktiert werden.

Das Giftinformationszentrum-Nord für die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein führt zum Beispiel 24 Stunden am Tag telefonische Beratungen zu giftigen/tödlichen Pflanzen und Toxikologie durch.

Außerdem veröffentlicht die Giftzentrale regelmäßig im Internet die jeweils aktuellen Kontaktdaten anderer Giftzentralen in Berlin, Bonn, Erfurt, Freiburg, Göttingen, Homburg, Mainz, München und Nürnberg.

Ähnliche Giftnotrufe und Giftzentralen gibt es auch in Österreich in Wien (VergiftungsInformationZentrale VIZ) und in der Schweiz in Zürich (Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum STIZ).

Tip: Eine sehr informative Broschüre über giftige Pflanzen im Garten und in freier Natur kann vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bezogen werden ("Giftpflanzen - Beschauen, nicht kauen").

 

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Pflanzenschutzmittel

Bisweilen wird der Begriff "Pflanzengifte" umgangssprachlich auch gleichbedeutend wie "Pflanzenschutzmittel" verwendet.

Bei Pflanzenschutzmitteln handelt es sich allerdings nicht um giftige Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe, sondern um chemische Unkrautvernichter (Herbizide).

Beispiele sind Roundup (Round-up) und das in den meisten Roundup-Produkten enthaltene Glyphosat, oder das Pflanzengift E 605 (Parathion), ein Insektizid und Pestizid.

Das Pflanzengift E 605 ist mittlerweile in Deutschland und Europa nicht mehr frei im Handel erhältlich.

 

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Die stärksten Pflanzengifte

Als tödliches Pflanzengift mit der stärksten Wirkung gilt in Europa das Alkaloid Aconitin/Akonitin.

Aconitumalkaloide sind in allen Eisenhut-Arten enthalten und in der toxischen Wirkung noch stärker als das Strychnin der sehr giftigen Brechnuss.

Die stärksten Pflanzengifte enthält dabei der Blaue Eisenhut, der in Deutschland, Österreich und der Schweiz einheimisch ist.

Der Blaue Eisenhut gilt auch als die tödlichste bzw. giftigste Pflanze in Europa.

 

Lilablassblaue Blüte von einem Blauen Eisenhut, botanischer Name Aconitum napellus
Bild: Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) im Herbst (Ende September) mit Rachenblüten in Sachsen-Anhalt

 

Ein ebenfalls sehr starkes Pflanzengift ist Curare, ein Sammelbegriff für Alkaloide, die in verschiedenen exotischen Giftpflanzen vorkommen.

Curare stammt aus Blättern und Rinde von verschiedenen Lianen (Kletterpflanzen) aus dem Regenwald und wird z.B. von Indianern bzw. Indios in Südamerika als Pfeilgift für die Jagd verwendet.

Mit Curare erlegte Tiere können trotzdem verzehrt werden, weil das Gift nur bei der Aufnahme über die Blutbahn und nicht über die Verdauung tödlich wirkt.

Welche Wirkung hat das tödliche Pflanzengift Curare im Detail ?

Curare ist ein Nervengift, dass sehr schnell zu einer allgemeinen Muskellähmung führt, von der zwar das zentrale Nervensystem und die Herztätigkeit nicht betroffen sind, doch in der Folge die Atemmuskulatur.

Von seiner Wirkung her zählt Curare deshalb zu den stärksten Pflanzengiften, weil die Lähmung der Atemmuskulatur letztlich zum Atemstillstand und zum Tode führt.

Bei einer Curare-Vergiftung kann ein Lebewesen daher überleben, wenn so lange eine Beatmung erfolgt, bis die Wirkung des Pflanzengiftes auf die Atemmuskulatur nachgelassen hat.

Als vermutlich giftigste Pflanze der Welt gilt der Wunderbaum (Ricinus communis), der in den Schalen seiner Samen (→ vgl. Foto Rizinussamen) den Inhaltsstoff Rizin (Ricin) enthält, eines der giftigsten bekannten Eiweißstoffe.

Eine Rizinvergiftung führt nach ca. 48 Stunden zu einer Zerstörung (Verklumpung) der roten Blutkörperchen, die für den Transport von Sauerstoff im Körper zuständig sind, und dann zu einem Kreislaufzusammenbruch bzw. einer Lähmung des Atemzentrums.

Die tropische Giftpflanze ist wegen ihrer starken Toxizität und der bis heute mangelnden Gegenmittel bzw. Gegengifte in der Biowaffenkonvention und Chemiewaffen-Konvention (CWC) der Vereinten Nationen aufgeführt.

Der Wunderbaum ist nicht frosthart und wächst in Deutschland, Österreich und Schweiz als einjährige krautige Zierpflanze.

Das in den Samen enthaltene Rizinusöl wird traditionell in der Medizin als Abführmittel verwendet und ist im Gegensatz zu den Samenschalen bei sachgemässer Dosierung nicht giftig.

Denn Rizin ist zwar wasserlöslich, doch nicht fettlöslich und somit im Rizinusöl nicht enthalten.

 

Rispenförmige, blass rotbraune und stachelige Rizinus-Früchte an einem Wunderbaum, botanischer Name Ricinus communis
Bild: Ungeöffnete Rizinus-Früchte vom Wunderbaum (Ricinus communis) im Sommer (Ende Juli) in Brandenburg *

 

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Warum sind Pflanzen giftig ?

Pflanzen schützen sich durch Giftstoffe vor Fraßfeinden und Schädlingen (z.B. Pilze), wobei viele Samen-Pflanzen Substanzen enthalten, die nicht für alle Tiere giftig sind, damit die Pflanzen sie für ihre Fortpflanzung nutzen können.

Denn viele Insekten und Vögel tragen dazu bei, dass sich die Samen der Pflanzen in der Natur verteilen können oder für die Befruchtung oder Bestäubung zu anderen Pflanzen transportiert werden.

So nutzen z.B. Hahnenfußgewächse wie die Sumpfdotterblume oder das Buschwindröschen Ameisen für den Transport ihrer Samen.

Gleichzeitig enthalten sie starke Pflanzengifte, um sich vor Fraß-Schäden durch Hamster, Hasen, Hunde, Kaninchen, Katzen, Meerschweinchen oder Pferde zu schützen.

So reizt der enthaltende Giftstoff Protoanemonin zunächst die Haut und Schleimhäute und führt zu Erbrechen.

In letalen (tödlichen) Dosen für Menschen und Tiere wirkt das Pflanzengift auf das zentrale Nervensystem und beeinträchtigt Atmung, Herz und Kreislauf.

 

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Arten, Beispiele, Wirkung

Die folgende Übersicht enthält die wichtigsten Pflanzengifte mit Angabe der meist einheimischen Giftpflanzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in denen sie enthalten sind.

Ebenso ist eine kurze Beschreibung der jeweiligen Wirkung einer Vergiftung (Intoxikation) enthalten:

 

 

Hinweis:

Pilze sind in der Biologie keine Pflanzen und werden in einer eigenständigen Wissenschaft, der Mykologie, untersucht wie auch Tiere in der Zoologie und Pflanzen in der Botanik.

Deshalb sind Giftpilze mit tödlichen Stoffen wie der Knollenblätterpilz nicht in der nachfolgenden Übersicht für Pflanzengifte gelistet.

 

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Alkaloide

Was sind Alkaloide? Es handelt sich um organische und stickstoffhaltige natürlich vorkommende Substanzen, die überwiegend alkalisch sind.

Bei einer Vergiftung haben sie meistens eine erregende, psychoaktive Wirkung und sind Neurotoxine (Nervengifte). Viele Alkaloide sind tödliche Pflanzengifte und Substanzen.

Der erste isolierte Nachweis für Alkaloide gelang dem Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner 1806 für Morphin aus Mohn bzw. Opium.

 

Aconitin/Akonitin

Der Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) zählt zu den giftigen Blumenarten, bei denen alle Pflanzen-Teile sehr giftig sind.

Die Giftpflanze enthält Aconitin, das zu den stärksten Pflanzengiften zählt und bei einer Vergiftung zu akuter Atemlähmung führt.

Der Blaue Eisenhut gilt als tödlichste/giftigste Pflanze in Deutschland und Europa.

 

Brucin und Strychnin

Die Brechnuss (Strychnos nux-vomica), ein sehr giftiger, exotischer Laubbaum, enthält die Alkaloide Brucin und Strychnin.

Die meist tödlichen Pflanzengifte führen zu starken Krämpfen und akuter Atemlähmung.

 

Cytisin, Chinolizidin, Chinolizin

Alle Pflanzen-Teile der Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus), eine Leguminose, und v.a. die Samen vom Goldregen (Laburnum anagyroides) enthalten die Pflanzengifte Cytisin, Chinolizidin und Chinolizin.

Gleiches gilt für verschiedene Ginster-Arten wie dem Färber-Ginster (Genista tinctoria) oder dem Deutschen Ginster (Genista germanica), deren Schmetterlingsblüten v.a. giftig sind.

Eine orale Vergiftung mit diesen Pflanzengiftstoffen führt zunächst wie bei Nikotin zu starker zentraler Erregung und kann dann zu Übelkeit und heftigem Erbrechen führen.

Erst mangelndes Erbrechen (eher selten) hat schließlich Krämpfe und letztlich tödliche Atemlähmungen zu Folge.

 

Purpurrot bis pink und rosa blühende Garten-Lupinen, botanischer Name Lupinus polyphyllus, in einem Beet
Bild: Garten-/Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus) im Frühling (Mitte Mai), ein Dauerblüher *

 

Cocain/Kokain

Das aus dem exotischen Cocastrauch (Erythroxylum coca) gewonnene Pflanzengift Kokain (Cocain) zählt zu den stärksten Psycho-Stimulanzien auf das zentrale Nervensystem mit einem hohen Abhängigkeitspotential.

Aufgrund seiner Giftigkeit zählt das Alkaloid Kokain weltweit zu den illegalen Drogen.

 

Codein

Aus dem getrockneten Milchsaft der Samenkapseln von Schlafmohn (Papaver somniferum) wird Opium gewonnen. Haupt-Alkaloide von Opium sind Codein und Morphin.

Beide Pflanzengifte sind sehr wirksame Schmerzmittel mit einem hohen Suchtpotential, weshalb der Anbau der Giftpflanzen in Deutschland verboten ist.

 

Colchicin

Die Zeitlosen (Colchicum) sind in allen Pflanzen-Teilen giftig und enthalten wie die Ruhmeskrone (Gloriosa superba), eine exotische Topfpflanze, das Alkaloid Colchicin.

Colchicin ist ein sehr starkes, meist tödliches Pflanzengift. Bei einer Vergiftung wirkt Colchicin erbgutverändernd und führt zu einer tödlichen Atemlähmung.

 

Violett-rosa, leicht gemusterte Blüten einer Herbstzeitlosen-Hybride, botanischer Name Colchicum x agrippinum
Bild: Herbstzeitlosen-Hybride (Colchicum x agrippinum) im Herbst (Ende September) in Herbstblume *

 

Coniin

Das sog. Pseudoalkaloid findet sich in Aronstab (Arum maculatum), Hundspetersilie (Aethusa cynapium) und Geflecktem Schierling (Conium maculatum).

Mit dem sog. Schierlingsbecher, ein Getränk mit dem giftigen Saft des Schierlings, wurde 399 v. Chr. der griechische Philosoph Sokrates hingerichtet.

Das in den Giftpflanzen enthaltene sehr giftige Pseudoalkaloid Coniin hat einen brennenden Geschmack und führt letztlich zum Tod durch Atemlähmung.

 

Cyclobuxin D

Die Giftigkeit vom Buchsbaum (Buxus sempervirens), der immergrün als Heckenpflanze und Kleinbaum wächst, besteht in allen Pflanzenteilen und v.a. die Blätter sind giftig.

Das im Buchsbaum enthaltene Pflanzengift Cyclobuxin D kann zu Erbrechen, starken Krämpfen, Herz-/Kreislaufversagen und letztlich zum Tod führen.

Das Kleine Immergrün bzw. der Ysander enthalten Alkaloide, die strukturell denen vom Buchsbaum ähneln und zu vergleichbaren Symptomen führen können.

 

Elatin

Beim Rittersporn (Delphinium) enthalten alle Pflanzen-Teile Pflanzengifte (v.a. Blätter und Samen), die nicht so hoch dosiert sind wie beim extrem giftigen Blauen Eisenhut (Aconitum napellus).

Das Alkaloid Elatin führt zu Erbrechen und bei größerer Vergiftung zu Atemlähmung.

 

Enzianblaue Blüten einer Rittersporn-Hybride der Sorte Lanzenträger, botanischer Name Delphinium Elatum
Bild: Rittersporn-Hybride (Delphinium Elatum 'Lanzenträger') im Sommer (Mitte August) in Bayern *

 

Evonin

Das Pfaffenhütchen (Euonymus europaea) enthält neben dem Alkaloid Evonin auch das Herzglykosid Evonosid und kann mit allen Pflanzen-Teilen zu Durchfällen und Krämpfen führen.

Tödliche Pflanzengifte enthält das Pfaffenhütchen für Menschen nur in höherer Dosierung.

Die Giftpflanze ist eher für Tiere wie Hasen, Hunde, Kaninchen, Katzen, Pferde, Schafe oder Ziegen tödlich, bei denen es auch dauerhafte Leber- und Nierenschäden hervorrufen kann.

 

Blass rosa-rote Früchte, honig-gelber Samen und braun werdende Blätter von einem Europäischen Pfaffenhütchen, auch Gewöhnlicher Spindelstrauch, botanischer Name Euonymus europaeus
Bild: Europäisches Pfaffenhütchen / Gewöhnlicher Spindelstrauch (Euonymus europaeus) im Herbst (Mitte Oktober)  *

 

Germerin, Protoveratrin

Der Weiße Germer (Veratrum album) enthält in allen Pflanzen-Teilen die Alkaloide Germerin und Protoveratrin, die als Pflanzengiftstoffe zu Erbrechen, Darmproblemen, Krämpfen und Atemnot führen können.

 

Lycorin

Viele Vertreter der Narzissengewächse/Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) enthalten besonders in den Blumenzwiebeln das Alkaloid Lycorin (früher: Narcissin).

Beispiele sind die Echte Amaryllis/Belladonnalilie (Amaryllis belladonna), die Rittersterne (Hippeastrum) oder auch die Gelbe Narzisse/Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus).

 

Morphin/Morphium

Morphin ist das Haupt-Alkaloid von Opium, das aus dem getrockneten Milchsaft vom Schlafmohn (Papaver somniferum) gewonnen wird.

Der Pflanzengiftstoff Morphium ist in der Medizin eines der stärksten natürlichen Schmerzmittel und Betäubungsmittel.

Aus Morphium wird auch als Derivat die Droge Heroin gewonnen, dass ein noch höheres Abhängigkeitspotential als Morphium besitzt und bei Überdosierung zu Atemstillstand führt.

 

Dunkelrote Blüte von einem Schlafmohn, botanischer Name Papaver somniferum, mit Biene
Bild: Schlafmohn-Blüte (Papaver somniferum) im Herbst (Mitte November) mit Biene

 

Nikotin/Nicotin

Das Alkaloid Nikotin in der Tabak-Pflanze (Nicotiana) ist ein stimulierendes Pflanzengift mit Abhängigkeitspotential.

In gerauchter Form wie z.B. Tabak-Zigaretten, Zigarren, Zigarillos oder Tabak-Pfeifen kommt es allerdings in zu geringer Dosis vor, als dass es tödlich wirken könnte.

Beim Rauchen von handelsüblichem Rauchtabak verdampft eine zu geringe Menge des giftigen Nikotins, um inhaliert werden zu können.

Es sei denn, die Blätter der Tabakpflanze oder Tabak würden in größerer Menge gegessen werden.

Auf diese Weise könnte eine tödliche Dosis aufgenommen werden, die bei einem erwachsenen Menschen etwa 0,5 bis 1 mg/kg Körpergewicht beträgt.

Allerdings ist Nikotin schwer löslich, weshalb durch das Essen von Rauch-Tabak oder Tabakblättern selten akut lebensbedrohliche Vergiftungen auftreten.

Grüne Blätter einer Tabak-Hybride der Sorte Grüne Glocken, botanischer Name Nicotiana
Bild: Tabak-Hybride (Nicotiana-Hybride 'Grüne Glocken') im Früh-Sommer (Mitte Juni) *

 

Protoanemonin

Alle Hahnefußgewächse wie z.B. die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) oder das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) enthalten das giftige Alkaloid Protoanemonin.

Protoanemonin ist ein sog. Lacton, mit denen diese Pflanzen Hamster, Hasen, Hunde, Kaninchen, Katzen, Meerschweinchen oder Pferde davon abhalten, sie zu fressen.

Bei einer Vergiftung wirkt das Lacton Protoanemonin zunächst haut- und schleimhautreizend und führt zu Erbrechen.

In letaler (tödlicher) Dosis für Menschen und Tiere wirkt das Pflanzengift auf das zentrale Nervensystem und beeinträchtigt Atmung, Herz und Kreislauf.

 

Weiße Blüte mit gelben Staubblättern von einem Buschwindröschen, botanischer Name Anemone nemorosa
Bild: Buschwindröschen (Anemone nemorosa) in Rheinland-Pfalz im Frühling (Mitte April), eine Wildblume

 

Solanin

Einige essbare und eigentlich ungiftige Nachtschattengewächse enthalten in unreifem Zustand oder in den grünen Pflanzen-Teilen das Alkaloid Solanin.

Durch diesen Giftstoff zählen sie zu den sehr giftigen Giftpflanzen und letztlich auch zu den tödlichen Pflanzen.

Beispiele sind Fruchtgemüse-Arten wie die Aubergine (Solanum melongena), die Tomate (Solanum lycopersicum) oder Knollengemüse/Wurzelgemüse wie die Kartoffel (Solanum tuberosum).

Das Pflanzengift Solanin kann zu starkem Durchfall und Atemlähmung führen.

Die Giftigkeit der Kartoffeln kann durch Abschneiden von grünen Stellen und Keimen und durch Braten oder Kochen verringert werden, weil dabei ein Teil vom Solanin ins Bratfett oder Kochwasser übergeht.

 

Taxin

Die Eibe (Taxus baccata), ein immergrüner Nadelbaum oder Großstrauch, enthält v. a. in den Nadeln und Samen den Giftstoff Taxin.

Das Pflanzengift kann bei einer Vergiftung zu Atemlähmung, Bewusstseinsstörungen und Kreislaufzusammenbruch führen.

 

Theobromin

Die Stechpalme (Ilex aquifolium) enthält wie auch die Bohnen der Kakao-Pflanze (Theobroma cacao) oder die Nüsse vom Kolabaum (Cola) das Pflanzengift Theobromin.

Theobromin ähnelt in seiner Wirkung und dem chemischen Aufbau dem deutlich stärkeren Coffein.

Das Alkaloid Theobromin ist für Tiere wie Hunde oder Katzen giftiger als für Menschen, die in erster Linie eine anregende Wirkung auf das zentrale Nervensystem erfahren.

Deshalb sollte man Hunde und Katzen auch nicht mit theobromin-haltiger Schokolade füttern.

 

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Alkinole

Was sind Alkinole? Es handelt sich um organische Verbindungen, die chemisch eine Hydroxylgruppe und eine Dreifachbindung aufweisen.

Als heimische Pflanzengifte kommen die Substanzen in der Pflanzen-Familie der Doldenblütler (Apiaceae) vor und haben eine starke toxische Wirkung auf das zentrale Nervensystem (z.B. Atemlähmung, Krämpfe).

Zu den Alkinolen zählen z.B.Cicutoxin, Cicutol und Aethusin:

 

  • Aethusin: Hundspetersilie (Aethusa cynapium), sehr giftig

  • Cicutoxin, Cicutol: Wasserschierling (Cicuta virosa), sehr giftig

 

Gift-Wasserschierling, botanischer Name Cicuta virosa, mit zwei- und dreifach gefiederten sowie scharf gesägten, hellgrünen Blättern
Bild: Gift-Wasserschierling (Cicuta virosa) in Baden-Württemberg im Sommer (Ende August) *

 

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Allergene

Was ist ein Allergen? Allergene sind Inhaltsstoffe von Pflanzen (z.B. Pollen), die über das Immunsystem überempfindliche Reaktionen des Körpers (Allergien) auslösen können wie Asthma oder Heuschnupfen.

Die Substanzen sind zwar kein Pflanzengift und gelten als ungiftig. Ihre Wirkung kann allerdings im Einzelfall so stark sein, dass sie sogar Menschen betreffen können, die ansonsten nicht unter einer akuten Allergie leiden.

Von Bedeutung sind z.B. die Blüten-Pollen vom Beifußblättrigen Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), einer Unkraut- und Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Diese Pollen-Allergene können bei Menschen die stärksten Allergien von allen in Europa heimischen Pflanzen auslösen.

Mancher Allergiker wünscht sich, die "Giftstoffe" von Ambrosia wären analog der Lebensmittelkennzeichnung von Farbstoffen, Zusatzstoffen oder Lupinen kennzeichnungspflichtige (deklarationspflichtige) Allergene.

Auch unter den Flechten gibt es starke Allergene wie z.B. im Baummoos oder dem Eichenmoos, das besonders auf Eichen wächst.

Beide in Deutschland heimische Flechten werden bisweilen wegen des herben Dufts in Kosmetika und Parfüms verwendet.

Nicht zu vergessen können die Pollen vieler Süßgräser bei anfälligen Menschen einen Heuschnupfen (Allergische Rhinitis) auslösen.

Bei einer Allergie gegen Gräserarten aktivieren deren Pollen Immunglobulin-E-Abwehrmoleküle, die in den oberen Luftwegen Entzündungen hervorrufen können.

Außerdem enthalten die Samen zahlreicher Getreidearten sog. Gluten, die in Verbindung mit Wasser ein Klebereiweiß bilden.

Aus diesem Grund kann der Verzehr gluten-haltiger Lebensmittel bei empfindlichen Menschen eine Entzündung der Darmschleimhaut hervorrufen.

Im Rahmen der EU-Richtlinie 2007/68/EG über Allergenkennzeichnung müssen glutenhaltige Getreide-Lebensmittel und daraus gewonnen Erzeugnisse im Zutaten-Verzeichnis deklariert werden.

 

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Digitaloide (Digitalisglykoside, Herzglykoside)

Was sind Herzglykoside bzw. Digitalis-Glycoside? Es handelt sich um herzwirksame Glykoside, die verschiedene Wirkung am Herzen auslösen können wie eine Herzschlagverringerung oder eine Erhöhung der Herzkontraktion.

Die Pflanzengifte werden deshalb auch in der Medizin zur Herstellung von Herzmedikamenten eingesetzt.

Eine Vergiftung durch Herzglycoside kann bereits durch Schnittblumen wie dem stark duftenden Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Trauerblumen wie der Christrose/Schneerose (Helleborus niger) hervorgerufen werden.

Ebenso durch Sträucher wie dem Oleander/Rosenlorbeer (Nerium oleander), ein Dauerblüher.

Sie enthalten in allen Pflanzen-Teilen die herzwirksame Giftstoffe Strophanthidin (Convallatoxin), Hellebrin und Oleandrin (in gleicher Aufzählungsreihenfolge).

Giftige Herzglykoside finden sich auch beim Pfaffenhütchen (Euonymus europaea), dessen Samen Evonosid enthalten.

Oder im tropischen Schellenbaum (Thevetia peruviana), der speziell in seinem Milchsaft den Pflanzengiftstoff Thevetin enthält.

Nicht zu vergessen heimische Fingerhut-Arten wie der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea), in dem wie beim Spanischen Fingerhut (Digitalis obscura) oder Wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) die Pflanzengifte Digoxin und Digitoxin enthalten sind (sog. Digitalis-Glycoside).

 

Blass-violette Röhren-Blüten einer Waldschelle, auch Roter Fingerhut genannt, botanische Name Digitalis purpurea
Bild: Waldschelle/Roter Fingerhut (Digitalis purpurea) in Hessen mit Blütenstand im Sommer (Ende August) *

 

Das sommerblühende Bischofskraut (Ammi visnaga) und der Winterling (Eranthis hyemalis), eine Winterblume, enthalten das herzwirksame Khellinin bzw. Khellosid (Khellolglucosid), ein sog. Chromon-Derivat.

Ebenfalls Herzglykoside (z.B. Adonitoxin, Cymarin, Strophanthidin, Strophanthin, Vernadigin) enthalten die folgenden beiden Adonisröschen (Adonis):

das Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) und das Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), eine Sommerblume.

Erste Symptome einer Vergiftung mit Herzglykosiden sind Atemnot, Erbrechen, starke Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufprobleme (Puls-Störungen).

Giftpflanzen, die Herzglykoside enthalten, haben einen sehr bitteren Geschmack.

Das hat den "Vorteil", dass die ansonsten tödlichen Pflanzen tendenziell nicht in größeren Mengen aufgenommen werden.

 

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Furocumarine

Was sind Furocumarine? Es handelt sich um Pflanzen-Abwehrstoffe gegen Insekten-Fraß, die z.B. in der Pflanzen-Familie der Doldenblütler vorkommen.

Als Pflanzengift wirken Furocumarine photosensibilisierend bzw. phototoxisch und können zusammen mit Sonnenlicht zu starken Hautreizungen und Hautschädigungen bis hin zu Verbrennungen führen (Photodermatitis).

Außerdem können Furocumarine auch erbgutverändernd und krebserregend wirken. Bei Einnahme kann es sich auch um ein tödliches Pflanzengift handeln.

Die Furocumarine Bergapten, Pimpinellin und Xanthotoxin kommen vor allem im Pflanzensaft von Herkulesstaude bzw. Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) vor.

Schon bei schwacher UV-Strahlung kann an Hautstellen, die mit der Herkulesstaude in Berührung kamen, ein starker und schmerzhafter Sonnenbrand mit Brandblasen entstehen.

 

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Glykoside (Glycoside)

Was sind Glykoside? Es handelt sich um organische Verbindungen mit einem Alkohol- und Zuckeranteil, die sich gut in Wasser auflösen. Die giftige Wirkung der Glykosyde bestimmt der Nicht-Zuckeranteil.

Als heimische Pflanzengifte wirken Glycoside nicht einheitlich und jedes Glykosid hat eine individuelle Wirkung.

 

Amygdalin

In allen Pflanzen-Teilen von Lorbeerkirsche/Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist das Glycosid Amygdalin zu finden (v.a. in Blätter und Samen).

Der Giftstoff ist außerdem in den Obst-Kernen bzw. -Steinen von Obstbäumen der Gattung Prunus wie Aprikose, Kirsche, Mandeln/Bittermandeln, Marille oder Pflaume sowie in Pflaumen-Samen enthalten.

Das Pflanzengift Amygdalin wird im Organismus mit Hilfe von Wasser zu Blausäure umgewandelt und kann bei höherer Dosierung zu einer Cyanidvergiftung führen.

Pflanzen, die Blausäure-Glykoside enthalten, werden auch cyanogene Pflanzen genannt. Zu diesen Pflanzen zählen auch verschiedene Bambusarten.

 

Drei braune Bittermandelkerne der Bitteren Mandel, botanischer Name Prunus dulcis var. amara
Bild: Bittermandelkerne der Bitteren Mandel (Prunus dulcis var. amara)

 

Anthraglykoside (Anthracenglykoside)

Der Faulbaum (Rhamnus frangula) enthält vor allem in der Rinde Anthraglykoside.

Die Pflanzengifte reizen sehr stark die Schleimhäute im Dickdarm, wirken abführend und können in höherer Dosis zu Darm-Krämpfen und blutigem Stuhlgang führen.

Zu beachten ist, dass die Giftwirkung der Faulbaum-Rinde um so größer ist, je frischer sie ist.

Deshalb sollte sie speziell vor der Zubereitung von einem Rindentee als Abführmittel mindestens ein Jahr gelagert werden.

Abführende Anthraglykoside (Anthracenglykoside) sind auch in der Wurzel von Rharbarba enthalten (speziell im Arznei-Rhabarber Rheum palmatum).

Ebenso im Milchsaft der Kap-Aloe (Aloe ferox), dem Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus catharticus) und den Senna-Blättern (Senna alexandrina).

 

Nitrilglykoside

Die Wald-Akelei (Aquilegia vulgaris), eine Trauer- und Röhrenblume, enthält speziell in den Samen und den Blättern eine krebserregende, cyanogene Blausäure-Glykosid-Verbindung, ein sog. Nitrilglykosid.

 

Ptaquilosid, Pteridin

Auch Farne enthalten Pflanzengifte, wobei der Adlerfarn in Deutschland der giftigste Farn ist:

Seine Sporen sollten nicht über die Atmung aufgenommen werden, weil sie das Enzym Thiaminase enthalten, das im Verdacht steht, Krebs und Tumore sowie die Krankheit Beriberi (Beri-Beri) auszulösen.

Außerdem enthält der Adlerfarn Blausäure-Glycoside wie z.B. Ptaquilosid oder Pteridin, die als Pflanzengifte ebenfalls im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.

Ungeachtet seiner Giftigkeit wird er z.T. in Japan, den USA oder auf Neuseeland als Blattgemüse (Blattsalat oder Wildsalat) zubereitet.

 

Secoiridoid-Glykoside

Der Gewöhnliche / Gemeine Liguster (Ligustrum vulgare) enthält in den Beeren die giftigen Glykoside Ligustrosid, Oleuropein und Syringin sowie letzteres auch in den Blättern.

Kommt es zum Hautkontakt mit dem immergrünen Strauch beim Schneiden kann daraus eine entzündliche Hauterkrankung entstehen; das sog. Liguster-Ekzem.

Allerdings ist der Liguster nicht in der offiziellen Liste giftiger Pflanzen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit enthalten.2

Eine Aufnahme geringer Mengen von Pflanzen-Teilen des Ligusters sollte demnach keine mittelschweren oder schweren Vergiftungen bewirken können.

 

Tuliposide (Tuliposid A)

Alle Pflanzenteile der Tulpe (Tulipa gesneriana) enthalten giftige Tuliposide, die zu Hautentzündungen (Dermatitis) führen.

Auf die Giftigkeit dieser Glykoside sollte besonders geachtet werden, wenn Tulpen als Duftblumen, Frühlingsblumen, Schnittblumen oder Rabattenblumen im heimischen Garten verwendet werden.

 

Verbascosid

Die Früchte und Samen des Blauglockenbaumes sind schwach giftig und enthalten das Glykosid Verbascosid, das u.a. blutdrucksenkend wirkt und für Heilzwecke eingesetzt wird (z.B. als Antioxidans).

 

Wistarin

Der Blauregen (Wisteria sinensis), eine heimische Kletterpflanze, enthält in der Rinde und den Wurzeln das Glycosid Wistarin.

Als Pflanzengift wirkt es auf das zentrale Nervensystem und führt zu Erbrechen und akuten Atemlähmungen.

 

Auch die Dieffenbachie (Dieffenbachia), eine sehr giftige Zimmerpflanze aus Südamerika, enthält verschiedene Glycoside, die noch nicht abschließend analysiert wurden, sowie Oxalsäure und Oxalate.

 

Dunkel-grün gemusterte, hellgrüne Blätter einer Dieffenbachie, botanischer Name Dieffenbachia humilis
Bild: Dieffenbachie (Dieffenbachia humilis) im Frühling (Mitte Mai) in Mecklenburg-Vorpommern *

 

Die für Tiere und Menschen sehr starken Pflanzengifte im Saft frischer Dieffenbachien-Blätter erzeugen bei Haut- und Schleimhaut-Kontakt schwere Entzündungen bis hin zu Verätzungen.

Der Verzehr von etwa 3 bis 4 Gramm dieser Blätter gilt für Erwachsene als tödlich.

 

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Lektine (Lectine)

Was sind Lektine? Es handelt sich um zuckerbindende Proteine (Eiweißstoffe), die Pflanzen als Schutz gegen Insekten und Tiere bilden.

Als Pflanzengifte können Lectine bei oraler Einnahme ein Verklumpen und letztlich die Zerstörung der roten Blutkörperchen mit Sauerstoffunterversorgung und Atemstillstand bewirken.

Außerdem schädigen die giftigen Eiweißstoffe Darm, Leber, Magen, Niere und führen zunächst zu blutigen Darmschleimhautentzündungen, Durchfall, Erbrechen, Fieber, Unwohlsein und Krämpfen.

Giftige bzw. toxische Proteine werden auch als Toxalbumine bezeichnet. Zu den Lektinen (Lectinen) zählen z.B. Phasin, Robin und Rizin (Ricin):

 

Phasin (Hämagglutinine)

Das Pflanzengift kommt in den Samen, Sprossen und ungekochten Früchten folgender Hülsenfrüchte vor:

 

  • Bohnen (Phaseolus): insbesondere die Gartenbohne/Grüne Bohne (Phaseolus vulgaris) ist sehr giftig

  • Erbse (Pisum sativum), auch Gartenerbse oder Speiseerbse

  • Küchen-Linse (Lens culinaris)

  • Robinie/Falsche Akazie (Robinia pseudoacacia)

 

Die Giftigkeit der essbaren Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Bohnen, Erbsen und Linsen kann durch Kochen abgebaut werden.

 

Robin

Das giftige Robinia-Lectin kommt in der Robinie/Falschen Akazie (Robinia pseudoacacia) vor und führt zu Bauchschmerzen, Reizung der Schleimhäute und Übelkeit.

 

Rizin/Ricin

Ein sehr giftiges Lektin findet sich auch im tropischen Wunderbaum (Ricinus communis).

Die Zierpflanze enthält in ihren Samen Rizin/Ricin, eines der tödlichsten Pflanzengifte der Welt, und bereits die Einnahme weniger Samen kann tödlich wirken.

Aus diesem Grund zählt der Wunderbaum auch zu den tödlichen Pflanzen.

 

Braun-schwarz gemusterte Samen vom Wunderbaum (Ricinus communis)
Bild: Samen vom Wunderbaum (Ricinus communis)

 

Eine besondere Bedeutung spielen Lektine auch in der (alternativen) Krebstherapie.

So sollen Mistellektine aus der Mistel (Viscum album), die zuckerhaltige Eiweißstoffe enthalten, als Mistelpräparate zur Stärkung vom Immunsystem und zum Abbau von Krebs-Zellen beitragen.

 

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Saponine

Was sind Saponine? Es handelt sich um eine spezielle Untergruppe der Glykoside, die in Verbindung mit Wasser Schaum bilden und meist einen bitteren Geschmack aufweisen.

Saponine reizen als Pflanzengiftstoffe die Haut und Schleimhäute und dürfen nicht in die Blutbahn gelangen, weil sie die roten Blutkörperchen zerstören.

Außerdem wirken sie auf das zentrale Nervensystem und können zu Krämpfen und Kreislaufstörungen führen, die je nach Dosierung auch tödlich enden können.

Zu den Saponinen zählen z.B. Cyclamin, Helleborin, Pennogenin und Ruscogenin:

 

  • Cyclamin: Alpenveilchen (Cyclamen), speziell die Blumenknolle ist giftig

  • Githagin: Kornrade / Ackerrade (Agrostemma githago), speziell die Samen des Ackerunkrautes und der Stieltellerblume sind giftig

  • Helleborin: Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) und Christrose/Schneerose (Helleborus niger), eine Alpenblume, sind sehr giftig und enthalten in allen Pflanzen-Teilen das Pflanzengift Helleborin

  • Ruscogenin: Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus), giftig sind besonders die Beeren

  • Pennogenin: Einbeere (Paris quadrifolia), ein sehr starkes und meist tödliches Pflanzengift

 

Saponine bzw. Saponin-Glycoside werden in der Medizin als Wirkstoff gegen Husten verwendet, weil sie durch ihre intensive Oberflächenwirkung den Bronchien-Schleim verflüssigen können.

 

Blass-rosa Blüten und grüne, weiß-gemusterte Blättern von einem ausgepflanzten Zimmer-Alpenveilchen, botanischer Name Cyclamen persicum
Bild: Im Garten ausgepflanztes Zimmer-Alpenveilchen (Cyclamen persicum) im Saarland im Herbst (Mitte Oktober), wegen Frostempfindlichkeit in Deutschland als Zimmerpflanze genutzt

 

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Scharfstoffe

Was sind Scharfstoffe ? Es handelt sich überwiegend um Stoffe in Gemüse-Pflanzen, die bei Hautkontakt oder beim Verzehr geschmacklich ein Schärfegefühl oder sogar Schmerzen erzeugen.

Zu den typischen Gemüsearten mit Scharfstoffen zählen Paprika (Capsicum) bzw. Cayennepfeffer und Chili mit dem Alkaloid Capsaicin oder Pfeffer (Piper) mit den Alkaloiden Piperettin und Piperin.

Ferner Meerrettich (Armoracia rusticana) und Gartenkresse (Lepidium sativum) mit ihren Senfölglycosiden oder Ingwer (Zingiber officinale) mit dem Scharfstoff Gingerol.

Zu den giftigen Scharfstoffen zählt z.B. das Glykosid Aroin:

 

Aroin

Der als Fallenblume bekannte einheimische Aronstab (Arum maculatum) enthält in allen Pflanzen-Teilen Aroin, das als Pflanzengiftstoff eine verätzende Wirkung auf Darm, Magen und Speiseröhre hat.

Der Scharfstoff kann im Blut zu Lähmungen und Herzstörungen führen.

 

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Terpene

Was sind Terpene? Es handelt sich um flüchtige organische Substanzen, die z.B. aus den Blättern, Blüten, Früchten, Rinde, Wurzeln oder ätherischen Ölen von Pflanzen gewonnen werden.

Die meisten Terpene sind tödliche Pflanzengifte und unter den Träger-Giftpflanzen kommen auch Nadelgehölze vor.

Zu den Terpenen (Monoterpene, Triterpene) zählen z.B. Mezerein, Daphnetoxin, Grayanotoxin/Andromedotoxin, Daphnetoxin, Sabinen, Sabinol, Thujon, Thujanol, Euphorbon und die Cucurbitacine:

 

Cucurbitacine

Die giftigen Bitterstoffe finden sich in der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) besonders in den giftigen Früchten und Wurzeln der Zaunrübe (Bryonia).

Als Pflanzengiftstoff führt Cucurbitacin zu Krämpfen bis hin zu akuter Atemlähmung.

 

Euphorbon

Im Milchsaft und in den Samen der Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) und der Kreuzblättrigen Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) befindet sich das Pflanzengift Euphorbon, das äußerlich zu Blasen und Hautentzündungen führt.

Innerlich können die Giftstoffe schwere Magen-/Darmkoliken und Krämpfe auslösen, die bei hoher Dosierung auch tödlich enden können.

 

Gelb blühende Walzen- oder Myrtenblätterige Wolfsmilch, botanischer Name Euphorbia myrsinites, mit einem Marienkäfer
Bild: Walzen-/Myrtenblätterigen Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) in Sachsen im Frühling (Mitte Mai) mit Marienkäfer

 

Grayanotoxin/Andromedotoxin

Die Pflanzengiftstoffe finden sich z.B. in der Rosmarinheide (Andromeda polifolia), einem Zwergstrauch, sowie in bestimmten Rhododendron-Unterarten.

Die Nervengifte dieser Giftpflanzen wirken auf das zentrale Nervensystem und können Erbrechen, Übelkeit und Krämpfe bis hin zum Atemstillstand bewirken.

 

Mezerein, Daphnetoxin

Hauptsächlich in den Samen von Seidelbast-Arten (z.B. Daphne mezereum) kommen die sehr giftigen Terpene vor.

Äußerlich bewirkt das Pflanzengift Mezerein Hautentzündungen, während es innerlich zu blutigem Durchfall, Erbrechen und bei höherer Dosierung (ab ca. 10 Samen) auch tödlich wirken kann.

 

Sabinen, Sabinol

Alle Pflanzen-Teile vom Sadebaum (Juniperus sabina) sind giftig (speziell die Beeren und Zweigspitzen) und führen äußerlich zu starken Hautreizungen.

Innerlich bewirken die Pflanzengifte Sabinol und Sabinen schwere Erbrechen, Darmkoliken, Schleimhautreizungen, Durchfall und Atemlähmungen.

 

Thujanol, Thujon

Die starken Nervengifte und Giftstoffe finden sich im Holz sowie in den Frucht-Zapfen und Zweigspitzen vom Lebensbaum (Thuja occidentalis) und Sadebaum (Juniperus sabina).

Die Pflanzengifte Thujon und Thujanol in den Giftpflanzen wirken toxisch auf die Magenschleimhaut und z.T. auf Leber und Nieren.

 

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Tropane (Tropanole)

Was sind Tropanalkaloide? Es handelt sich um organische Ester-Verbindungen vor allem in Nachtschattengewächsen (Solanaceae), die sehr gut über die Schleimhäute und die Haut aufgenommen werden können.

Dabei handelt es sich um folgende sehr starke Pflanzengifte:

 

  • Atropin, Hyoscyamin, Mandragorin, Scopolamin

 

Die Tropan-Alkaloide finden sich in allen Pflanzenteilen von Alraune (Mandragora officinarum), Engelstrompete (Brugmansia), Schwarzem Nachtschatten (Solanum nigrum), Schwarzer Tollkirsche/Wolfsbeere (Atropa bella-donna), Stechapfel/Asthmakraut (Datura stramonium) und Schwarzem Bilsenkraut (Hyoscyamus niger).

 

Blassgelbe Blüte vom Schwarzen Bilsenkraut, botanischer Name Hyoscyamus niger
Bild: Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) in Blüte, eine Glocken-/Trichterblume

 

Tropan-Alkaloide wurden früher auch für "Hexensalben" verwendet, weil sie bereits über die Haut psychoaktive Wirkungen auslösen können.

Die chemische Zusammensetzung der Nachtschattengewächse war in früheren Zeiten noch unbekannt und ihre Wirkungen wurden oft mystischen Fähigkeiten von "Hexen" oder "Zauberern" zugeschrieben.

Die Giftpflanzen galten wegen ihrer Pflanzengifte deshalb als Hexenkraut (vgl. Bio-Drogen).

 

Gibt es denn etwas von Gott Geschaffenes,
das nicht mit einer großen Gabe begnadet wäre?
Das nicht dem Menschen zum Nutzen angewendet werden könnte?
Wer das Gift verachtet, der weiß nicht, was im Gift ist.
Gibt es überhaupt etwas, das nicht giftig wäre?
Alle Dinge sind Gift - und nichts ist ohne Giftigkeit.
Allein die Dosis macht, dass etwas giftig wird.

(Paracelsus, Arzt, Alchemist und Naturphilosoph, ca. 1493 - 1541, in: dritte defensio, 1538)

 

Eine Vergiftung mit den Pflanzengiften Atropin, Hyoscyamin, Mandragorin und Scopolamin hat eine starke toxische Wirkung auf das zentrale Nervensystem und kann zu Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen bis hin zum Tod führen.

Der Wirkstoff Atropin aus der Schwarzen Tollkirsche wird in der Medizin zur Pupillenerweiterung im Rahmen der Augendiagnostik verwendet.

 

Zwei Meter hohe Staude der Schwarzen Tollkirsche, botanischer Name Atropa belladonna
Bild: Ausgewachsene Staude einer Schwarzen Tollkirsche (Atropa belladonna) im Herbst (Miite Oktober) *

 

Eine ähnlich starke halluzinogene Wirkung wie die heimischen Nachtschattengewächse hat der Peyote (Lophophora williamsii), eine Kakteen-Art, die in Nordamerika und Mexiko beheimatet ist.

Der Peyote-Kaktus enthält als Pflanzengift das halluzinogene Alkaloid Mescalin/Meskalin, das in seiner toxischen Wirkung auch dem chemisch hergestellten LSD (Lysergsäurediethylamid) oder den Psilocybe-Pilzen (Magic Mushrooms) mit dem Inhaltsstoff Psilocybin ähnelt.

 

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[1]  Bis Februar 2010 sind nach Auskunft der "Informationszentrale gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn" noch keine Vergiftungen von Menschen mit Moospflanzen bekannt geworden. Moose gelten deshalb nicht als Giftpflanzen, sofern sie nicht aus Gegenden mit starker Schadstoffbelastung stammen, weil sie diese sehr gut aus ihrer Umgebung aufnehmen können.

[2] Vgl. Bundesanzeiger vom 06.05.2000, Jahrgang 52, Nr. 86, S. 8517