Inhaltsverzeichnis
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Definition
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Arten, Sorten, Beispiele
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Bäume
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Blumen
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Flechten
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Gemüse
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Kräuter
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Sträucher
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Exotische Arzneimittelpflanzen
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Rationale Phytotherapie
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Anwendung und Heilwirkung
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Weitere Bilder und Detail-Fotos
Definition
Was sind Arzneipflanzen ? Der Begriff "Arzneipflanze" stammt nicht aus der Botanik, sondern aus der Pharmazie (pharmazeutische Industrie und Apotheken) und der Volksmedizin (Naturheilkunde).
Arzneipflanzen (englisch: medicinal plants) sind in diesem Lexikon eine Sammelbezeichnung für Pflanzen, deren Anbau zur Herstellung von Arzneimitteln (Phytopharmaka) erfolgt.
Diese nutzen Ärzte, Therapeuten in Pflegeberufen, Physiotherapeuten oder Heilpraktiker therapeutisch in Form von Kapseln, ätherischen Ölen, Salben, Tabletten, Tees, Tinkturen oder Tropfen.
Arzneipflanzen dienen von je her der natürlichen Heilung, Vorbeugung oder Linderung verschiedener Krankheiten und Unwohlsein von Menschen und Tieren.
Ihre Heilwirkung wurde schon in der Antike von allen Kulturkreisen auf der Erde genutzt. Arzneipflanzen können Bäume, Blumen, Flechten, Gemüse-Pflanzen, Kräuter oder Sträucher sein.
Als wirksame Bestandteile und Inhaltsstoffe werden Blätter, Blüten, Früchte, Rinde, Samen oder Wurzeln der Arzneipflanze genutzt.
Die aus Arzneipflanzen gewonnenen Phytopharmaka können in der Medizin im Gegensatz zu synthetisch hergestellten Wirkstoffen nicht patentiert werden, weil sie im Patentrecht keine Erfindungen darstellen.
Der Anbau von Arzneipflanzen leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt, speziell wenn es sich um seltene Heilpflanzen handelt.
Bild: Ginkgo-Kapseln und Ingwer-Tabletten als Nahrungsergänzung *
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Arten, Sorten, Beispiele
Die folgende Liste enthält eine Auswahl wichtiger Arzneipflanzen-Arten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auch als Pflanzen im Garten zu finden sind.
Die Grenzen zwischen den einzelnen Arten verlaufen fliessend, weil einzelne Pflanzen zu mehreren Arten gehören können (z.B. zu Blumen und Kräutern).
Bäume
Die folgende Liste enthält Beispiele für Bäume bzw. Laubbäume, die als Arzneipflanzen genutzt werden:
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Eiche (Quercus) / Eichenrinde (Quercus cortex)
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Eukalyptus (Eucalyptus)
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Ginkgo/Ginko (Ginkgo biloba)
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Linde (Tilia)
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Rosskastanie (Aesculus)
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Walnuss (Juglans regia)
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Weiden/Weidenrinde (Salix)
Bild: Fächerförmiges Gingkoblatt (Gingko biloba) des fossilen *
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Blumen
Die folgende Liste enthält Beispiele für Blumen, die als Arzneipflanzen genutzt werden:
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Alpenveilchen (Cyclamen)
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Arnika (Arnica)
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Enzian (Gentiana)
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Fingerhut (Digitalis)
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Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
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Löwenzahn/Löwenzahnkraut (Taraxacum)
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Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
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Passionsblumen (Passiflora)
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Primel/Schlüsselblume (Primula)
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Ringelblume (Calendula)
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Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)
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Bittere Schleifenblume (Iberis amara)
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Schöllkraut (Chelidonium majus)
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Schwertlilie (Iris)
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Sonnenhut (Echinacea)
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Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Bild: Roter Fingerhut (Digitalis purpurea) und Weißer Fingerhut (Digitalis purpurea 'Alba'), mit *
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Flechten
Die folgende Liste enthält Beispiele für Flechten, die als Arzneipflanzen genutzt werden:
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Bartflechte (Usnea barbata)
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Gewöhnlicher Baumbart (Usnea filipendula)
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Isländisches Moos (Cetraria islandica)
Foto: Isländisches Moos/Lichen Islandicus (Cetraria islandica), auch Graupen in Österreich, eine
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Gemüse
Die folgende Liste enthält Beispiele für Gemüse-Pflanzen, die als Arzneipflanzen genutzt werden:
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Artischocke (Cynara scolymus)
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Fenchel (Foeniculum vulgare)
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Gartenkürbis /Garten-Kürbis (Cucurbita pepo)
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Ingwer (Zingiber officinale)
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Knoblauch (Allium sativum)
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Yacon (Smallanthus sonchifolius)
Bild: Blühende Artischocken (Cynara cardunculus, Syn. Cynara scolymus)
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Kräuter
Die folgende Liste enthält Beispiele für Kräuter, die als Arzneipflanzen genutzt werden:
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Ampfer (Rumex): v.a. Garten-Sauerampfer
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Baldrian (Valeriana)
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Bärlauch (Allium ursinum)
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Beinwell (Symphytum)
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Brennessel (Urtica)
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Buchweizen (Fagopyrum esculentum)
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Arznei-Eibisch/Eibischwurzel (Althaea)
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Eisenkraut (Verbena officinalis)
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Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica)
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Goldrute (Solidago)
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Hanf (Cannabis sativa)
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Hopfen (Humulus)
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Kamille/Kamillenblüten (Matricaria)
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Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
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Koriander (Coriandrum sativum)
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Kümmel (Carum carvi)
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Liebstöckel (Levisticum officinale)
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Melisse (Melissa officinalis)
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Pfefferminze (Mentha x piperita)
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Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
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Salbei (Salvia)
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Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense)
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Süßhölzer (Glycyrrhiza): z.B. Lakritze
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Tausendgüldenkraut (Centaurium)
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Thymian (Thymus)
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Wermut/Wermutkraut (Artemisia absinthium)
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Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
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Ysop (Hyssopus officinalis): auch Josefskraut
Bild: Arznei-Eibisch (Althaea officinalis), auch Echter Eibisch, Ende Juni *
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Sträucher
Die folgende Liste enthält Beispiele für Sträucher, die als Arzneipflanzen genutzt werden:
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Efeu (Hedera)
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Holunder/Holunderblüten (Sambucus)
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Lavendel (Lavandula)
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Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus)
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Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)
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Weißdorn (Crataegus)
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Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana)
Hinweis: Der Efeu verholzt erst nach einigen Jahren zum Strauch, davor wächst er als Kletterpflanze.
Foto: Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) *
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Exotische Arzneimittelpflanzen
Die folgende Liste enthält Beispiele für exotische Arzneimittelpflanzen, deren Anbau in Deutschland, Österreich und der Schweiz z.T. in sehr warmen Wein-Anbaugebieten möglich ist:
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Ginseng (Panax ginseng)
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Blauer Hahnenfuß/Frauenwurzel (Caulophyllum thalictroides)
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Trauben-Silberkerze (Cimicifuga racemosa)
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Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens)
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Tigerlilie (Tigridia)
Als reine Nutzpflanzen zur Gewinnung von Heildrogen erfolgt der Anbau folgender Arzneipflanzen im deutschsprachigen Raum:
Foto: Mariendistelsamen (Silybum marianum)
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Rationale Phytotherapie
In der Pflanzenheilkunde oder Phytotherapie (von griechisch phytón = Pflanze) werden Heilpflanzen als Medikamente (Arzneimittel) eingesetzt. Sei es auf der Basis von traditionell überliefertem Wissen oder auf wissenschaftlicher Basis.
Kommen in der Phytotherapie ausschließlich Pflanzen zur Anwendung, deren klinische Wirksamkeit durch naturwissenschaftliche Studien belegt worden ist, spricht man von rationaler Phytotherapie.
Diese erfolgt mit Hilfe von sog. Phytopharmaka, d.h. rein pflanzlichen Fertig-Arzneimitteln, zu deren Herstellung ein Wirkstoff oder mehrere Wirkstoffe von Pflanzen extrahiert und in einer exakten Konzentration verarbeitet werden.
Die rationale Phytotherapie, auch naturwissenschaftliche Kräutermedizin, entwickelte sich aus dem überlieferten Wissen der traditionellen, europäischen Pflanzenheilkunde und ist heute ein Gebiet der Schulmedizin, also der Heilkunde, die an medizinischen Hochschulen und Universitäten wissenschaftlich gelehrt wird.
Eine Grundlage für die Herstellung von Phytopharmaka im Rahmen der rationalen Phytotherapie liefert die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA (European Medicines Agency) in London.
Deren Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel HMPC (englisch: Committee on Herbal Medicinal Products) erstellt auf wissenschaftlicher Basis Einzelschriften (Monographien) für pflanzliche Arzneimittel. Gegenwärtig (Stand September 2015) gibt es über 150 Monographien für Arzneipflanzen von der HMPC.
Eine der ersten Arzneipflanzen, für die von der EMA bzw. HMPC die Wirksamkeit und Sicherheit bei Darmverstopfungen im Oktober 2006 bescheinigt wurde, ist der Flohsamen (Plantago ovata) bzw. sind die Flohsamenschalen.
Weitere Grundlagen für Arzneipflanzen auf wissenschaftlicher Basis liefert das Europäische Arzneibuch oder im deutschsprachigen Raum die es ergänzenden Arzneibücher wie das Deutsche Arzneibuch, das Schweizerische Pharmakopöe oder das Österreichische Arzneibuch.
Alle genannten Arzneibücher enthalten Regeln zur Qualität, Entwicklung, Bezeichnung, Wirkung, Herstellung, Prüfung, Lagerung und Abgabe von Arzneimitteln auf Basis von Arzneipflanzen (wie auch von synthetisch hergestellten Arzneimitteln).
Foto: Chinesisches Arzneibuch (1. Ausgabe von 1930) in der Bibliothek der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking (Beijing)
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Anwendung und Heilwirkung
Arzneipflanzen finden von jeher Anwendung bei der Behandlung zahlreicher Krankheiten und Beschwerden wie z.B. bei Erkältungen wie Halsweh, Husten, Schnupfen und Fieber, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Rheuma, Verdauungsproblemen und Magenbeschwerden wie Bauchweh, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall und Verstopfung, Kreislaufproblemen, Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität.
Daneben gibt es alte Arzneipflanzen, die früher Anwendung fanden und heute nach der genauen Analyse der enthaltenen Pflanzengifte nicht mehr in der Medizin verwendet werden.
Bekanntes Beispiel sind Farne wie der Wurmfarn (Dryopteris), der früher gegen Bandwürmer eingesetzt wurde, und heute in keinem Handbuch der Arzneipflanzen mehr zu finden ist.
Wegen der schwierigen Dosierbarkeit verliefen einige Wurmkuren tödlich. Deshalb wurde 1993 eine Negativ-Monographie erstellt und der Wurmfarn auf die Negativliste nicht verordnungsbarer Phytopharmaka gesetzt.
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Weitere Bilder und Detail-Fotos
Nachfolgend weitere Bilder von Arzneipflanzen in freier Natur und Detail-Fotos:
Bild: Melisse (Melissa officinalis) Anfang Mai in *
Bild: Echter /Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis) im Juni, → *
Bild: Echte Kamille (Matricaria chamomilla, Syn.: Matricaria recutita) Ende Juni *
Foto: Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna) im Herbst, ein *
Bild: Liebstöckel (Levisticum officinale) Anfang Mai in *
Bild: Blühender Echter / Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale) Ende Juni *
Foto: Echter Thymian (Thymus vulgaris), ein *
Bild: Mariendistel (Silybum marianum) Ende Juni *
Foto: Lakritze (Glycyrrhiza glabra), auch Süßholz, im Juni *
Bild: Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) im Juni, auch Echte Engelwurz, Angelikawurzel *
Bild: Gewöhnliche/Gemeine/Echte Goldrute (Solidago virgaurea) Anfang Juli *
Bild: Koriandersamen vom Echten Koriander (Coriandrum sativum)
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