Welche Obstbäume (Obstbaumarten) gibt es?
 

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition, Eigenschaften, Merkmale
  2. Arten und Beispiele
    1. Einheimisch
    2. Exotisch
  3. Duo-Obstbäume veredeln
  4. Wirtschaftliche Nutzung
  5. Früchte-Unterschiede
  6. Alte Sorten und Pomologie
  7. Bedeutung für Flechten und Tiere
  8. Obstbaumarten in der Gartenkunst
  9. Schädlinge und Krankheiten
  10. Weitere Bilder und Detail-Fotos

Definition, Eigenschaften, Merkmale

Was sind Obstbäume? Der Begriff "Obstbaum" (englisch: fruit tree) stammt nicht aus der Botanik, sondern aus der Umgangssprache.

Er bezeichnet in diesem Lexikon Bäume, die wie Obststräucher für den Menschen essbare Obst-Früchte tragen.

Obst entsteht aus befruchteten Blüten von Pflanzen bzw. Samenpflanzen. Je nach Säure-Geschmack kann der Mensch Obst überwiegend roh essen.

Obstbäume wachsen als Kleinbaum, mittelgroßer Baum oder Großbaum. Man findet Obstbäume im heimischen Garten und Obstgarten, in Obst-Plantagen oder auf der Streuwiese bzw. Streuobstwiese.

Für kleine Gärten gibt es sehr schlank wachsende Züchtungen, sog. Spalierobst- oder Säulenobst-Bäume, die auch als Kübelpflanzen für den Balkon und die Terrasse geeignet sind.

Seit Jahrhunderten wurden verschiedene Obstbaumsorten kultiviert und bis heute wird der Versuch unternommen, die Sorten noch besser frosthart, mehltauresistent oder virusfrei zu züchten.

Obstbaumarten, die in freier Natur ohne Kultivierung und Veredeln durch die Baumschule wachsen, werden auch als Wildobstbäume bezeichnet.

 

Apfelbaum mit reifen Äpfeln im Sommer
Foto: Apfelbaum mit reifen Äpfeln im September in Oberbayern *

 

 

Hinweis zur Systematik:

 

Bäume, die für Menschen essbare Obst-Früchte tragen, sind wegen der einfacheren Übersicht in einer eigenen Rubrik "Obstbäume" zu finden, auch wenn sie wegen ihrer Blätter eigentlich zu den Laubbaumarten zählen.

Gleiches gilt für Baum-Arten mit essbaren Nussfrüchten, die wegen der einfacheren Übersicht in einer eigenen Rubrik "Nussbaumarten" zu finden sind, obwohl sie eigentlich zu den Laub- und Obstbäumen zählen.

 

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Arten und Beispiele

Welche Obstbäume gibt es? Die folgende Liste zeigt einheimische und exotische Obstbaumarten in Deutschland, Österreich und der Schweiz:

Einheimisch

  • Apfelbäume

- Kulturapfel (Malus x domestica): es existieren viele Hybriden

- Holzapfel (Malus sylvestris): auch Europäischer Wildapfel

  • Aprikose (Prunus armeniaca): auch Marille (in Bayern, Österreich und Südtirol)

  • Birnbäume

- Kultur-Birne (Pyrus communis)

- Wild-Birne (Pyrus pyraster)

  • Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

  • Kirschbäume

- Sauerkirsche (Prunus cerasus): eine bekannte Sorte ist die Schattenmorelle

- Süß-Kirsche (Prunus avium): auch Vogel-Kirsche

- Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus)

  • Kirschpflaume (Prunus cerasifera): auch Myrobalane, Kringelbaum (Österreich), Kriachlbaum (Bayern)

  • Mispel (Mespilus germanica)

  • Nektarine (Prunus persica var. nucipersica): eine Varietät des Pfirsichbaums

  • Pfirsich (Prunus persica)

  • Echte Pflaume (Prunus domestica): wächst auch als Großstrauch mit zwei Unterarten:

- Mirabelle (Prunus domestica subsp. syriaca): auch Gelbe Zwetschge

- Zwetschge (Prunus domestica subsp. domestica)

  • Quitte (Cydonia oblonga)

  • Schlehdorn/Schlehe/Schwarzdorn (Prunus spinosa)

 

Pflaumenbaum mit Früchten im Herbst in einem Garten in Oberbayern
Bild: Pflaumenbaum (Prunus domestica) im September *

 

Hinweise zur Übersicht:

 

Von den genannten Obstbaumarten kann man in der Baumschule und im Online-Pflanzen-Versand auch unterschiedliche Obstbaumsorten bestellen und kaufen.

Die Früchte von Apfelbaum und Kirschbaum eignen sich frisch oder getrocknet auch als Teekraut für Früchtetees, die Blüten von Apfelbaum und Zitronenbaum für einen Blütensalat.

Der Schwarze Holunder wächst selten als kleiner Baum (Holunderbaum, umgangssprachlich: Hollerbaum) und eher als großer Strauch.

Kleine Obstbäume für Balkon, Terrasse oder Garten, die man in einem Kübel pflanzen kann, finden sich → hier.

 

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Exotisch

Die folgende Übersicht enthält exotische Obstbaum-Sorten und -Arten, die bis auf wenige regionale Ausnahmen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz nicht im Freiland wachsen:

 

  • Bitterorange/Pomeranze (Citrus x aurantium Bitterorangen-Gruppe)

  • Clementine (Citrus x aurantium Clementinen-Gruppe)

  • Feige (Ficus carica)

  • Grapefruit (Citrus x aurantium Grapefruit-Gruppe)

  • Kaki (Diospyros kaki): auch Honigapfel, Persimonen, Sharon-Baum

  • Kumquats (Fortunella): auch Zwergorangen

  • Echte Limette (Citrus aurantiifolia)

  • Mandarine (Citrus reticulata)

  • Maulbeere (Morus alba): auch Weißer Maulbeerbaum

  • Olive (Olea europaea)

  • Orange/Apfelsine (Citrus x aurantium Orangen-Gruppe)

  • Pampelmuse (Citrus maxima)

  • Pistazie (Pistacia vera): auch Pistazienbaum

  • Pomelo (Citrus x aurantium Pomelo-Gruppe)

  • Satsuma (Citrus x aurantium Satsuma-Gruppe)

  • Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)

  • Zitrone (Citrus x limon)

 

Ast mit Blättern und orange-gelben Früchten von einem Zitronenbaum
Foto: Zitronenbaum in einem Garten in Wangen am Bodensee, Baden-Württemberg *

 

Aufgrund des milden Klimas wachsen im Raum Heidelberg (Region Rhein-Neckar) z.B. exotische Olivenbäume (Ölbäume) und Feigenbäume.

Letztere wachsen auch im Weinbaugebiet Pfalz. Quittenbäume erbringen in Baden-Württemberg und im Rheinland ebenfalls gute Ernte-Erträge.

Zudem können etliche exotische, kleine Obstbäume auch als Topfpflanzen auf dem Balkon oder der Terrasse gehalten werden, wenn sie über Winter vor Frost und tiefen Temperaturen geschützt werden.

 

"Auch wenn ich wüßte, dass die Welt morgen zugrunde ginge,
würde ich noch heute einen Apfelbaum pflanzen."

(Franz von Assisi, 1181/1182 - 1226, Begründer des Franziskanerordens)

 

 

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Duo-Obstbäume veredeln

Wer einen kleinen Garten hat und dort aus Platzgründen nicht verschiedene Obstbäume zur gegenseitigen Befruchtung pflanzen kann, für den sind sog. Duo-Obstbäume eine interessante Alternative.

Bei einem Duo-Obstbaum werden zwei aufeinander abgestimmte, gleiche Obst-Sorten auf einem Baum-Stamm veredelt.

Dabei befruchten sich die beiden Obstsorten gegenseitig und sorgen für reiche Ernte-Erträge.

Mit einer Wuchshöhe von etwa zwei bis drei Metern eignen sich Duo-Obstbäume auch für große Terrassen oder große Balkone ohne Dach als Kübelpflanzen.

Im Handel gibt es Apfelbäume, Birnenbäume und Kirschbäume als Duo-Obstbäume zu kaufen.

 

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Wirtschaftliche Nutzung

Im deutschen, österreichischen und schweizer Obstanbau ist das Züchten von Obstbäumen, in erster Linie von Apfelbäumen, und deren wirtschaftliche Nutzung von großer Bedeutung.

So existieren zahlreiche veredelte Apfelsorten wie z.B. 'Roter Berlepsch', 'Boskoop', 'Delbarestivale', 'Golden Delicious', 'Jakob Fischer', 'Jonathan', 'Rote Sternrenette' oder 'Rubinola'.

Frostempfindliche Obstbäume wie zum Beispiel Aprikosenbäume, Nektarinenbäume und Pfirsichbäume wachsen überwiegend in wärmeren Weinanbaugebieten von Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Bzgl. der wirtschaftlichen Nutzung von Pflaumenbäumen und Zwetschgenbäumen sind Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit über zwei Drittel Ernte-Anteil (Erntemengen) die größten Obst-Produzenten in Deutschland.¹

 

Ast an einem Apfel-Baum mit leuchtend roten Früchten bzw. Äpfeln im Sommer
Foto: Ast an einem Apfel-Baum mit Früchten im August in Oberbayern *

 

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Früchte-Unterschiede

Die von einheimischen Obstbäumen gewonnenen Obst-Früchte lassen sich in folgende drei Obstarten einteilen:

 

  • Beerenobst: Schwarzer Holunder

  • Kernobst: Apfel, Birne, Deutsche Mispel, Quitte, Speierling, Vogelbeere (Eberesche)

  • Steinobst: Aprikose, Kirsche, Kirschpflaume, Kornelkirsche, Pfirsich (inkl. Nektarine), Pflaume (inkl. Mirabelle, Zwetschge)

 

Die Mehrzahl der Beerenobst-Früchte finden sich bei den → Obststräuchern, nur der Holunder kann als kleiner Baum oder Strauch wachsen.

Die von exotischen Obstbäumen gewonnenen Obst-Früchte lassen sich in folgende zwei Obstarten einteilen:

 

  • Steinobst: Feige (ein Steinfruchtverband), Olive, Pistazie

  • Zitrusfrüchte: Bitterorange (Pomeranze), Clementine, Grapefruit, Kaki, Kumquats/Fortunella, Limette, Mandarine, Orange (Apfelsine), Pampelmuse, Pomelo, Satsuma, Zitrone

 

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Alte Sorten und Pomologie

In freier Natur und in privaten Gärten sind heimische Obstbäume mit einem Hochstamm ab 2 Meter und großer Baum-Krone immer seltener anzutreffen.

Gleiches gilt auch für alte Obstbaum-Sorten mit Hochstamm, die es Jahrhunderte lang etwa vor 1940 gab.

Doch warum werden immer weniger alte Obstbaum-Sorten mit Hochstamm kultiviert und immer mehr Obstbäume mit Niederstamm (Baumkrone ab 1 Meter beginnend) oder sog. Buschbaum-Pflanzen (Stammhöhe 50 cm)?

Ursache ist, dass Niederstamm-Obstbäume größere, qualitativ hochwertigere und schnellere Erträge liefern als alte Hochstamm-Sorten. Zudem kann das Obst wegen der geringeren Baum-Höhe leichter geerntet werden.

Weiter wurde seit dem 19. Jhd. immer weniger Obst im heimischen Garten selbst angebaut und erwerbsmässige Obstanbau-Plantagen kamen auf, welche die "Anbau-Vorteile" von Niederstamm-Obstbäumen aufgriffen.

In der Konsequenz führte diese Entwicklung zu einer Beschränkung auf wenige Standard-Obstsorten, die man heute im Handel und in den Supermärkten kaufen kann, und zu einer Verringerung der Arten- und Sorten-Vielfalt.

Aus diesem Grund gibt es zahlreiche Bestrebungen, nach alten Sorten der Obstbäume zu suchen und sie zu erhalten. Sei es in

 

  • Baumschulen,

  • pomologischen Vereinen ³ oder

  • der wissenschaftlichen Pomologie.

 

In einem Teilgebiet der Botanik, der sog. Pomologie², geht es um das Erfassen, Bestimmen, Beschreiben und die systematische Unterteilung von verschiedenen Obstarten und Obstsorten.

Die Pomologie wird als Wissenschaft betrieben, um die biologische Artenvielfalt von Obstbäumen zu erhalten.

Außerdem wird die Pomologie betrieben, weil alten Obstbaum-Sorten oft eine größere Widerstandskraft gegen Krankheiten (z.B. Feuerbrand von Kernobst-Bäumen) oder Schädlinge (z.B. Ameisenbefall) aufweisen.

 

Blühender Kirschbaum mit weissen Blüten
Foto: Blühender Kirschbaum Ende April in Oberbayern *

 

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Bedeutung für Flechten und Tiere

Streuwiesen gehören zu den artenreichsten Biotoptypen in der Natur, denn die Blätter, Blüten, Frucht-Saft und Knospen von Obstbäumen stellen eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten wie z.B. Bienen, Blattläuse, Blattwespen, Hummeln, Käfer, Zikaden oder Insekten-Jäger wie Hornissen und Wespen dar.

Bienen, Hummeln und Wildbienen sind in diesem Zusammenhang unverzichtbare Helfer bei der Bestäubung und Befruchtung der Obstbäume.

Auch zahlreiche Vögel und die Raupen vieler Schmetterlinge ernähren sich von Obstbäumen und deren Fallobst.

Aus diesem Grund werden sie oft als Ergänzung zu einer Schmetterlingshecke oder Vogelhecke gepflanzt, wenn es darum geht, den heimischen Garten durch Schmetterlinge oder Vögel zu beleben.

Unter den Obstbaum-Arten sind besonders Apfelbäume ein wichtiger Lebensraum für Flechten, die deem Garten-Besitzer durch ihr Wachstum auf der Rinde auch anzeigen, dass die Luft am Standort des Baumes sauber ist.

 

Birnenbaum am Lerchenberg im Sommer
Foto: Wildbirne, Birnenbaum am Lerchenberg, Naturdenkmal in Unterfranken

 

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Obstbaumarten in der Gartenkunst

Bei der Gartengestaltung ist das Pflanzen von Obstbäumen verbreitet, weil ein Obstbaum durch seine prächtigen Blüten und Früchte jeden Garten dekorativ aufwertet.

Und schöner (als bei einem "normalen" Laubbaum ohne Obst) läßt sich der Wandel der Jahreszeiten ebenfalls kaum verfolgen.

Nicht zu vergessen, dass Obstbäume im Frühjahr durch den intensiven Duft ihrer Blüten verzaubern.

Sie bieten sich in Duftgärten als Ergänzung an zu anderen Duftpflanzen wie z.B. Duftblumen, Dufthecken, Duftkräutern und Duftsträuchern.

 

Zweig von einem blühenden Birnbaum
Bild: Blühender Birnbaum (Pyrus communis) im Frühjahr

 

In Kürze folgen weitere Informationen und Garten-Tipps für Obstbäume im Bereich Schneiden (Beschneiden, Rückschneiden), Veredeln & Züchten, Düngen, Pflanzzeit und Pflanzabstand sowie eine Anleitung zum Pflegen von Obstbäumen.

 

 

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Schädlinge und Krankheiten (Feuerbrand, Rindenkrebs)

Beim Feuerbrand handelt es sich um eine bakterielle Pflanzen-Krankheit durch das Bakterium Erwinia amylovora.

Sie befällt in erster Linie Obstbäume bzw. Kernobstgewächse wie Apfelbäume, Birnbäume oder Kirschbäume und ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz meldepflichtig.

Beim Feuerbrand werden zunächst die Blätter und Blüten beginnend vom Blattstiel aus frühzeitig welk und sehen wie "verbrannt" aus.

An den infizierten Stellen tritt Bakterienschleim aus und je nach Alter sterben die betroffenen Bäume kurzfristig oder mittelfristig ab.

 

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Weitere Bilder und Detail-Fotos

Nachfolgend weitere Bilder von Obstbäumen und Detail-Fotos:

 

Mispelbaum mit blass-orange roten Mispel-Früchten und rötlichen Blättern
Bild: Mispelbaum (Mespilus germanica) mit Mispel-Früchten Ende Oktober *

 

Kugelförmige, grüne Frucht am Ast einer Echten Feige
Bild: Echte Feige (Ficus carica) *

 

Obstgarten mit blühenden Apfelbäumen in Oberbayern
Bild: Obstgarten mit blühenden Apfelbäumen in Hohendilching (Oberbayern) *

 

Ast von einem Zwetschgenbaum mit Frucht und Blättern
Bild: Pflaumen- bzw. Zwetschgenbaum mit Frucht in Bayern *

 

Blüten von einem Kirschbaum der Art Prunus avium, die auch als Vogel- oder Süss-Kirsche bezeichnet wird
Bild: Blüten von einem Kirschbaum (Prunus avium) im Frühling, auch Süß-Kirsche oder Vogel-Kirsche

 

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[1] Statistisches Bundesamt Wiesbaden: Wachstum und Ernte - Obst - Juli - Fachserie 3 Reihe 3.2.1 - 04/2012, Erste Ernteschätzung von Äpfeln, Pflaumen/Zwetschgen, Mirabellen/Renekloden (Edel-Pflaume) sowie zweite Ernteschätzung von Kirschen.

[2] Die Definition des Wortes Pomologie kann aus dem lateinischen Wort "pomum" abgeleitet werden, das so viel bedeutet wie Obstfrucht oder Baumfrucht. Darüber hinaus kann der Begriff Pomologie auch aus dem Namen der "Pomona", der römischen Obstgöttin bzw. der römischen Göttin der Gartenfrüchte erklärt werden.

[3] Beispiele für pomologische Vereine sind z.B. "Hochstamm Suisse" oder "Fructus" in der Schweiz, der "Pomologen-Verein" in Deutschland und "Arche Noah" in Österreich.