Blütenformen (Blumentypen, Gestalttypen, Blumenformen)
 

Inhaltsverzeichnis

  1. Übersicht von Blumenformen und Blumentypen
  2. Ursache verschiedener Gestalttypen von Blüten
  3. Blütenökologie der Bestäubung
    1. Selbstbestäubung und Fremdbestäubung
    2. Tierbestäubung (Zoophilie, Tierblütigkeit)
    3. Windbestäubung (Anemophilie, Windblütigkeit)

Übersicht von Blumenformen und Blumentypen

Die Einteilung einheimischer und exotischer Blumen kann nach der Blumenform bzw. dem Blumentyp erfolgen.

Dabei handelt es sich um einzelne Blüten oder um Blütenstände, deren Einzelblüten so dicht zusammenstehen, dass sie auf Tier-Bestäuber wie eine einzelne Blüte wirken.

Nachfolgend eine Übersicht von Blumenformen bzw. ökologischen Blumentypen, mit denen sich Blumen auf verschiedene Tier-Bestäuber anpassen:

 

 

 

Hinweise zur Übersicht:

 

Blumen, die zu ihrem Nektar mehrere und vorbestimmte Zugänge bieten, werden auch Revolverblumen genannt.

Diese Blütenformen finden sich z.B. bei verschiedenen Enzian- oder Hibiskus-Arten, deren Blüten wie eine Art Magazin eines Revolvers zugänglich sind.

 

Tagpfauenauge, zoologisch auch Inachis io, bei der Bestäubung einer Blumen-Blüte (Aster) mit goldgelber Korbblüte und rosa-violetten Zungenblüten auf einer Garten-Wiese
Bild: Beispiel einer Tierbestäubung einer Blume (Aster) durch ein Tagpfauenauge (Inachis io), ein Tagfalter, in einem Garten in Bayern *

 

Unterteilt werden die jeweiligen Blumentypen nach ihrer Blütezeit im Frühling (Frühjahrbslumen »), Sommer (Sommerblumen »), Herbst (Herbstblumen ») und Winter (Winterblumen »).

 

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Ursache verschiedener Gestalttypen von Blüten

Bei der Tier-Bestäubung von Blumen spielt neben der Farbe oder dem Duft ihrer Blüten, durch die potentielle Bestäuber angelockt werden, auch ihre Blütenform eine Rolle.

Blütenformen werden in der → Blütenökologie innerhalb der → Botanik auch Gestalttypen von Blüten genannt.

Mit der Gestalt oder Form ihrer Blüten können sich Blumen auf

 

  • das Gewicht,

  • den Körperbau oder

  • die Mundwerkzeuge

 

verschiedener Bestäuber wie Bienen, Fliegen, Hummeln, Ameisen, Käfer, Wespen und Schmetterlinge einstellen.

Je nachdem auf welche Bestäuber sich eine Blume spezialisiert hat, kann ihr Blüten-Nektar oft nur von einer ganz bestimmten Bestäuber-Gruppe erreicht werden.

Nur deren Körperbau oder Flugfähigkeiten bieten die notwendigen Voraussetzungen für eine Bestäubung.

So können Blumen, die auf die Bestäubung von Schmetterlingen ausgelegt sind, meistens nicht durch Bienen, Fliegen, Hummeln oder Käfer besucht und bestäubt werden.

Diese Insekten haben zu kurze Mundwerkzeuge (Insektenrüssel), zu dicke Körper und zu geringe Flugfähigkeiten, um den Blüten-Nektar am Ende der längeren Blütenröhren zu erreichen.

So sind zum Beispiel Echte Bienen (Apidae) relativ schwere Flug-Insekten, die nicht zu einem Standschwebeflug (Rüttelflug) in der Lage sind.

Deshalb benötigen ihre häufigsten Arten wie die Honigbienen (Apis) und Hummeln (Bombus) eine höhere Blüten-Stabilität, um darauf zu landen oder um sich daran festzuhalten.

Zudem eignen sich als Bienenblumen nur Gestalttypen von Blumen, bei denen für die Erreichung des Blüten-Nektars nicht eine Rüssellänge von mehr als 1 bis 1,5 cm benötigt wird.

Eine zart gebaute Blumenform ohne Landeplatz oder Sitzplatz kommt deshalb nur für Libellen, Schwebefliegen oder Schmetterlinge in Frage, die zu einem Standschwebeflug (Rüttelflug) fähig sind.

Wie die genannten Beispiele von Blütenformen zeigen, können durch verschiedene Gestalttypen von Blüten auch bestimmte Bestäuber von einer Blume ausgeschlossen werden.

 

Schautafel mit der Überschrift Blütenökologie und Blumentypen sowie dem Text - Als Blumen bezeichnet man in der Bestäubungsökologie einzeln stehende Blüten sowie dichte Blütenstände, die auf die Bestäuber wie eine Einheit wirken. Die Blumen haben vielerlei Formen und sind in auf unterschiedlichste Weise an ihre Bestäuber angepasst. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Botanischen Gartens München-Nymphenburg.
Bild: Schautafel zu Blütenökologie und Blumentypen im Botanischen Garten München-Nymphenburg ** im Sommer *

 

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Blütenökologie der Bestäubung

In der Biologie ist die Blütenökologie (auch Bestäubungsökologie, Blütenbiologie oder Bestäubungsbiologie) eine wissenschaftliche Disziplin innerhalb der Botanik.

Sie beschäftigt sich mit der Blüten-Bestäubung von Samenpflanzen, die in Form der Selbstbestäubung (Autogamie) oder Fremdbestäubung (Allogamie) vorkommt.

Für die Fremdbestäubung ist eine weitere Einteilung möglich nach Windbestäubung und Tierbestäubung.

Die Blütenökologie ist nicht nur ein wissenschaftliches Teilgebiet der Botanik, sondern auch der Zoologie.

Denn die Tierbestäubung kann wegen gegenseitiger Anpassung zu evolutionären Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Tieren führen.

Wenn innerhalb einer Pflanzen-Gattung insektenblütige und windblütige Arten auftreten, dann ist zu erwarten, dass die Anpassung an eine der beiden Bestäubungsarten nicht so stark, wie wenn die ganze Pflanzen-Gattung einheitlich insektenblütig oder windblütig ist.

 

Hummel (Bombus) bei der Bestäubung einer Dahlie (Dahlia) mit goldgelber Korb-Blüte und rot-pinken Zungenblüten
Bild: Beispiel einer Insektenbestäubung einer Dauerblüher-Dahlie (Dahlia) durch eine Hummel (Bombus) im Spätsommer (Anfang September) *

 

 

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Selbstbestäubung und Fremdbestäubung

Eine Selbstbestäubung findet in seltenen Fällen bei Wasserpflanzen statt oder bei Pflanzen an Standorten, wo es nur wenige Bestäuber gibt.

Auf diese Verhältnisse treffen zum Beispiel → Pionierbäume in neuen Lebensräumen oder frühblühende Winterblumen und Frühlingsblumen, wenn es winterbedingt noch keine Tier-Bestäuber gibt.

Die überwiegende Mehrheit der Blüten-Pflanzen nutzt die Fremdbestäubung durch abiotische Bestäuber (Wind, Wasser) und/oder biotische Bestäuber (Insekten, Wirbeltiere).

 

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Tierbestäubung (Zoophilie, Tierblütigkeit)

Die Mehrheit der Blütenpflanzen werden von Tieren bestäubt. Bei der Tierbestäubung (auch Zoophilie oder Tierblütigkeit) locken die Samenpflanzen tierische Bestäuber an.

Sei es durch die Farbe, den Duft und die Form ihrer Blüten oder durch das Angebot von Nahrung wie Nektar, Pollen, Fette, Harze und Öle.

Bisweilen nutzen Insekten die Blumen als Brutplatz zum Ablegen ihrer Eier oder als Schlafplatz- und Nistplatz.

Die Bestäubung durch Tiere erfolgt bei Blumen durch Insekten wie Ameisen, Bienen, Fliegen, Hummeln, Käfer, Mücken, Schmetterlinge, Wanzen oder Wespen.

Außerdem können Blumen je nach Blütengröße auch durch kleinere Säugetiere bestäubt werden wie Nager, Fledermäuse, Reptilien, Schnecken oder Vögel.

 

Blüten-Bestäubung einer Federnelke, botanischer Name Dianthus plumarius, mit weißer Stieltellerblüte durch zwei Ameisen als Beispiel der Tierblütigkeit (Zoophilie)
Foto: Tierbestäubung einer Feder-Nelke (Dianthus plumarius) im Mai durch Ameisen (auch Tierblütigkeit, Zoophilie)

 

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Windbestäubung (Anemophilie, Windblütigkeit)

Bei der Windbestäubung, auch als Anemophilie oder Windblütigkeit bezeichnet, müssen Samenpflanzen keine Tier-Bestäuber anlocken.

Die Blütenformen sind deshalb unauffällig und die Blüten müssen weder Nektar noch Duftstoffe enthalten und auch keine Lockfarben aufweisen.

Einzig die Pollen von windblütigen Samenpflanzen müssen pulverförmig sein und in großer Menge von den Staubblättern produziert werden, damit möglichst viele weibliche Blüten erreicht werden.

Außerdem sind die freiliegenden Blüten-Narben relativ groß und haben eine feder- oder pinselartige Form, um möglichst gut von Pollen erreicht werden zu können, die durch den Wind angeliefert werden.

Die Windbestäubung nutzen Bäume wie Nadelbäume (z.B. Fichte, Kiefer, Tanne), Laubbäume (z.B. Birke, Buche, Eiche, Erlen, Esche, Hainbuche, Pappel, Ulme, Weide und einige Ahorne) und die meisten Nussbäume.

Auch Süßgräser wie Bambus, Getreide, Schilf und Ziergras oder verschiedene Wildkräuter und Unkräuter wie die Brennnessel oder das allergene Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia) nutzen die Bestäubung durch den Wind.

Bei windblütigen Samenpflanzen liegt die Blütezeit mit der Pollenausbreitung und Bestäubung vielfach vor dem Laubaustrieb. Die Blüten sind meist eingeschlechtig und die Fruchtknoten oft einsamig.

 

** Mit freundlicher Genehmigung des Botanischen Gartens München-Nymphenburg → Zur Webseite

 

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